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Interviews

Die MobilitäterInnen Fahrtenbuch #10

Interviews mit Suleika und Laura

Die Fahrt hat im Rahmen von Die MobilitäterInnen während der Aktionstage in Oberperfuss und in Reith bei Seefeld im März 2017 stattgefunden.

Einen Kurzfilm zu dieser Fahrt findest du hier.

Beifahrerin

Name: Suleika

Alter: 25

Beruf: Küchenhilfe in Seefeld im Kindergarten

Was kannst du anderen Fahrern/ Fahrgästen mit auf den Weg geben? Es ist sehr gut, daß es die Bänke gibt. Vielleicht lernen wir uns dann besser kennen und es ist leichter, mitgenommen zu werden an der Bank. Ich werde es wieder tun, ich habe mich sehr sicher und gut gefühlt.

Wo kommst du her und was ist deine Geschichte? Ich komme aus Somalia und bin seit 2 Jahren und 3 Monaten hier und leben in Reith und warte. Jetzt helfe ich in Seefeld im Kindergarten in der Küche und das ist besser als nur zu warten. Ich bin alleine hier, ohne meine Familie und möchte deutsch lernen und in die Schule gehen und eines Tages Anwältin werden. Ich hoffe, ich habe eine Chance. Hier in Tirol ist es sehr schön. Ich möchte sehr gerne hier bleiben.

Wovon träumst du? Meine Zukunft? Ich habe viele Träume! Ich bin in einem guten und sicheren Land, wo ich als Frau auch lernen darf und arbeiten gehen darf – das durfte ich in Somalia alles nicht. Hier habe ich eine Zukunft.

Fahrerin

Name: Laura

Alter: 25

Beruf: Musikerin

Was kannst du anderen Fahrern/ Fahrgästen mit auf den Weg geben? Ich finde, man sollte es einfach ein Mal ausprobieren, weil man nichts zu verlieren hat und es ist einfach spannend, jemand komplett neuen und anderen einfach mal kennen zu lernen. Es ist ein begrenzter Bereich und man weiß, die Person steigt danna uch wieder aus und das ist ein Limit, das für mich sehr angenehm ist, weil ich mich manchmal mit Smalltalk schwer tue. Und da kann man auch 20 Minuten nichts reden, aber man hat trotzdem was Gutes getan. Wir haben aber die ganze Zeit geredet. Es war total interessant, weil mein Fahrgast sehr fortschrittlich ist für ihren Kulturkreis und zum Beispiel ohne Kopftuch auf die Straße geht und Hosen trägt und auch in die Schule geht und was lernen will und sie erzählt hat, daß sie von den anderen Somaliern – auch hier in Österreich abgelehnt wird. Sie macht das, weil sie hier frei ist und hier die Möglichkeit dazu hat. Sie sagt, Religion ist nicht das Problem, aber Tradition, die zB immer noch Beschneidung bei jungen Mädchen vorsieht.

Wo kommst du her und was ist deine Geschichte? Ich komme aus Reith und wohne jetzt in Innsbruck.

Was war der schönste Moment? Das Suleika so offen geredet hat, das war sehr schön und das hat mich sehr beeindruckt. Sie nimmmt da für mich eine totale Vorbildfunktion ein. Genau solche Personen müssten an die Öffentlichkeit, weil die sind Vorbilder für alle Leute – nicht nur spezifisch für Frauen aus Somalia, sondern sie kann auch ein Vorbild für mich sein, wenn ich sehe, was die Frau sich traut zu erzählen und überhaupt aus einem fremden Land alleine hier her zu kommen und die Freiheit versuchen zu leben – das finde ich sehr bewundernswert. Ich könnte mir das nicht vorstellen, jetzt zum Beispiel nach Afghanistan zu gehen und da eine Revoluzerin zu sein.

Falls es Schwierigkeiten gab, welche? Wir hatten keine. Aber ich glaube sie würde nicht bei jedem einsteigen, sie hat viel erlebt. Aber wenn jemand vertrauenswürdig ist und freundlich, dann fährt sie auf alle Fälle mit.

Was sind deine Ziele? Mein Ziel gerade ist, zu leben, so daß ich das Gefühl habe, ich kann mit dem Leben leben. Beruflich oder privat ist ja egal – auf das Leben kommt es an.

Wovon träumst du? Abgesehen von Trilliarden Euro und dem Ganzen? Ich träume für den Menschen, daß wir mehr Kontakt haben und weg von einem selbst geht. Viele Menschen sind sehr egozentrisch und das ist inzwischen richtig modern geworden. Damit tue ich mich schwer. Eigentlich nehmen wir uns durch diese Abgehobenheit sehr einsam und die Geschichten sind immer die gleichen. Diese Gruppierungen, auf die sich alle beziehen sind so schade. Ich denke, ein grundsätzlicher Respekt untereinander ist einfach wichtig zum Zusammenleben.

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